Forward vs. reverse flowforming: the right process choice for seamless precision tubes

Inhaltsverzeichnis

Sie wollen nahtlose, hochpräzise Rohr- und Becherkomponenten mit definiertem Wanddickenprofil, exzellenter Innenoberfläche und reproduzierbarer Qualität herstellen? Dann führt an Flowforming kaum ein Weg vorbei. Der zentrale Hebel ist die richtige Variante: Forward vs. Reverse Flowforming. In diesem Leitfaden vergleichen wir beide Verfahren technisch sauber, zeigen klare Entscheidungskriterien und liefern praktische Tipps für Automotive-Zulieferer und Entwicklungsingenieur:innen.

Welche Flowforming-Variante passt zu Ihrer Geometrie – und warum?

Becher mit geschlossenem Boden, offene Hülsen, integrierte Flansche, lange L/D-Verhältnisse, variable Wanddicken, enge Rundlauf- und Rauheitsziele – im Alltag kollidieren Anforderungen. Die Frage ist nicht „Ob Flowforming?“, sondern welches Flowforming: Forward für Bauteile mit Boden oder Reverse für offene Rohrkomponenten? Falsche Wahl bedeutet unnötige Umformarbeit, instabilen Materialfluss, Nacharbeit an Funktionsstellen und Verzögerungen im PPAP. Richtig entschieden, erzielen Sie ±0,1 mm Wanddickengenauigkeit, Innenrauheiten um ~Ra 0,6 µm und belastbare Prozessfähigkeit – serienreif und auditfest nach ISO/TS 16949.

Grundlagen: Flowforming, Kaltumformung und Werkstofffluss

Flowforming ist ein spanloses Kaltumformverfahren für nahtlose, rotationssymmetrische Bauteile wie Hülsen, Becher, Gehäuse oder Laufrohre. Eine Vorform – häufig ein tiefgezogenes Cup-Halbzeug oder ein kurz gedrehtes Rohr – wird auf einen gehärteten Dorn (Mandrel) gespannt. Drei Walzen laufen CNC-geführt entlang der Außenkontur, reduzieren die Wanddicke und strecken das Material axial. Der Prozess wirkt druckdominiert. Zugspannungen werden vermieden. Das stabilisiert den Materialfluss, fördert eine feinkörnige, längsorientierte Mikrostruktur und verbessert die Ermüdungsfestigkeit.

Wesentliche Effekte:

Innenoberfläche bildet die Mandrel-Qualität ab.

Außenoberfläche zeigt eine gewalzte Textur ohne umlaufende Dreh-Riefen.

Wanddickentoleranz ist eng (typisch ≈ ±0,1 mm) – relevant für rotierende Bauteile.

CNC-Pfade erlauben kontinuierliche Wanddickenprofile (z. B. 1,0 → 2,0 mm über die Länge), um Biege-/Torsionslasten abzubilden.

Der Unterschied zwischen Forward und Reverse liegt nicht im „Ob“, sondern im Richtungszusammenhang von Walzenbewegung und Materialfluss – und in der Eignung für Bodenbecher vs. offene Rohre.

Forward Flowforming im Detail – Drückwalzen mit Boden

Definition: Beim Forward Flowforming bewegen sich die Walzen vom Reitstock in Richtung Headstock, und das Material fließt in gleicher Richtung nach vorn. Die Vorform besitzt einen Boden (geschlossen oder teilgeschlossen) und wird fest auf dem Mandrel und gegen den Reitstock gespannt.

Typische Anwendungsfälle:

Becher-/Gehäusekomponenten mit geschlossenem Boden

Ritzelträger, Sensor-/Ventilge-häuse, Gasgeneratorhülsen mit Boden

Bauteile mit integralen Anstauchungen/Flanschen am bodenseitigen Ende

Prozessvorteile Forward:

Stabile Auflage durch den Boden: verkippungsarm, sichere Zentrierung.

Mandrel-Abformung liefert exzellente Innenflächen im bodennahen Bereich.

Integration von Endoptionen wie Flanschen oder Schweißvorbereitung ist bodenseitig gut steuerbar.

Günstig bei hohen L/D-Verhältnissen, sofern die Bodenform die Kraftführung stützt.

Konstruktive Hinweise:

Bodenstärke und Übergangsradien definieren die Flussstabilität. Zu scharfe Übergänge bremsen den Materialstrom.

Mandrel-Geometrie prägt die Innenkontur. Beschichtete Mandrels (z. B. PVD) verringern Adhäsion.

Walzenprofil (Nasenradius) steuert die Kontaktzone und damit Druckspitzen.

Grenzen Forward:

Für komplett offene Hülsen ist Forward ineffizient, weil der Boden „unnötig“ wäre.

Sehr dünne, lange Zonen am freien Ende können zu Schwingungen neigen – Gegenmaßnahmen: Stützdorne, Zustellstrategien, Prozessparameter.Reverse Flowforming im Detail – Rotationsumformen für offene Rohre

Definition: Beim Reverse Flowforming bewegen sich die Walzen ebenfalls vom Reitstock zur Spindel, aber das Material fließt entgegengesetzt – unter den Walzen zurück entlang des Mandrels zum Reitstock. Die Vorform ist offen, also ohne Boden.

Typische Anwendungsfälle:

Offene Hülsen und Buchsen mit definierten Endkonturen

Laufrohre, Dämpferrohre, Kupplungs- und Nabenhülsen

Antriebswellen-Hülsen mit variabler Wanddicke über große Längen

Prozessvorteile Reverse:

Freier Materialfluss in Richtung Reitstock erleichtert lange, schlanke Geometrien.

Variable Wanddicken sind entlang der Länge sehr fein steuerbar.

Rundlauf und Konzentrizität profitieren von der kontinuierlichen Dornführung.

Sehr gute Ermüdungseigenschaften durch gerichteten Faserverlauf in Längsrichtung.

Konstruktive Hinweise:

Einspannkonzept sichert Rundheit – insbesondere bei hohen L/D-Verhältnissen.

Mandrel-Finish definiert die Innenqualität über die gesamte Länge.

Endoptionen wie Anstauchungen oder Aufdickungen am reitstockseitigen Ende sind gut integrierbar.

Grenzen Reverse:

Bodenbauteile sind nicht das Ziel – es fehlt die stützende Bodenfläche.

Sehr kurze, dickwandige Becher lassen sich oft effizienter Forward umformen.

Forward vs. Reverse: Entscheidungsmatrix, Toleranzen, Oberflächen, Kosten

1) Geometrie & Funktion

Boden vorhanden/erforderlich? → Forward.

Komplett offen? → Reverse.

Sehr lang und dünnwandig? → Reverse begünstigt stabilen Fluss.

Bodenseitige Funktionsflächen (Flansch, Schweißfase) → Forward spielt seine Stärke aus.

 

2) Wanddickenprofil

Beide Varianten ermöglichen kontinuierliche oder gestufte Profile per CNC-Pfad.

Reverse ist bei langen Gradienten oft energieeffizienter.

Forward überzeugt bei bödennahen Verstärkungen.

 

3) Oberflächen & Toleranzen

Innen: Mandrel-Abformung → ~Ra 0,6 µm ist typisch, bei passendem Mandrelfinish.

Außen: gewalzte Oberfläche ohne Dreh-Riefen, gute Ermüdungsfestigkeit.

Toleranzen: Wanddicke ≈ ±0,1 mm; Rundlauf abhängig von Einspannung und L/D.

 

4) Prozesssicherheit & Serienfähigkeit

Beide Varianten sind hoch reproduzierbar: CNC-geführt, Prozessdaten erfasst, Traceability gewährleistet.

Forward profitiert von der Bodenauflage bei starker Umformung in bodennahen Bereichen.

Reverse bietet bei langen Hülsen oft besseres Schwingungsverhalten.

 

5) Kosten & Takt

Vorformstrategie entscheidet: Tiefziehverfahren senkt Umformarbeit bei beiden Varianten.

Reverse ist für offene Serienhülsen oft stückkostengünstig.

Forward spart Nacharbeit, wenn bodenseitige Funktionselemente integriert werden.

 

6) Qualität & Freigaben

APQP/PPAP-tauglich in beiden Fällen.

Prüfen Sie Cpk-Ziele für Wanddicke und Rundlauf frühzeitig.

ISO/TS 16949-konformes QM ist der Rahmen, nicht das Add-on.

 

Werkstoffe, Vorformen, Serienfähigkeit – was die Prozesssicherheit bestimmt

Werkstoffe:

Stähle (un-/legiert, vergütet), PH-Edelstähle, Aluminium- und Titanlegierungen sind flowformfähig, sofern sie homogen und feinkörnig sind. Entscheidend sind Materialkompetenz, Wärmebehandlung (z. B. Zwischenglühen), Schmierung und Temperaturführung.

Vorformen:

Tiefziehverfahren liefert spannungsarme Cups für Forward.

Kurzrohre per Zerspanung oder Rohrzug sind solide Startpunkte für Reverse.

Schmieden erlaubt Materialanhäufungen an Enden – hilfreich für Flansche und Anstauchungen.

Serienfähigkeit & Prüfkonzept:

SPC auf Wanddicke, Rundheit, Rauheit.

Wanddicken-Mapping (z. B. Wirbelstrom/Ultraschall), optische Rauheitsmessung, Lauflauf-/Geradheitsprüfung.

Rückverfolgbarkeit der CNC-Parameter (Zustellung, Vorschub, Drehzahl, Walzengeometrie, Schmierstoff).

 

5–7 konkrete Tipps für Ihr Projekt (inkl. Drückwalzen, Rotationsumformen, Spanlose Fertigung)

Variante am Funktionsende festmachen (Drückwalzen):
Wenn bodennahe Funktionen (Flansch, Dichtbund, Schweißvorbereitung) dominieren, wählen Sie Forward Flowforming. Das Drückwalzen in Walzrichtung stabilisiert den Materialfluss in diesen Zonen.

Lange Hülsen? Reverse priorisieren (Rotationsumformen):
Bei hohen L/D-Verhältnissen und variabler Wanddicke über die Länge liefert Reverse Flowforming oft den ruhigeren Prozess – das Rotationsumformen in Gegenflussrichtung reduziert Vibrationen.

Vorform smart wählen (Spanlose Fertigung):
Nutzen Sie das Tiefziehverfahren für Forward-Becher und gezogene/kurzgedrehte Rohre für Reverse. Eine gute Vorform senkt Umformarbeit, Rüstzeiten und Stückkosten.

Mandrel-Finish spezifizieren:
Definieren Sie Innenrauheit als Funktionsanforderung (z. B. Ra ~0,6 µm). Je präziser das Mandrelfinish, desto besser die Innenoberfläche.

Wanddickenprofile an Lastkollektive koppeln:
Planen Sie CNC-Profile entlang der Biege-/Torsionsmomente. Beispiel: 1,0 → 2,0 mm über die Länge. So reduzieren Sie Masse und heben die Dauerfestigkeit.

Prozessfenster dokumentieren:
Legen Sie Zustellung, Vorschub, Drehzahl, Schmierung, Kühlung fest und überwachen Sie diese. Das erhöht die Prozesssicherheit und beschleunigt PPAP.

Endoptionen integrieren statt nacharbeiten:
Anstauchungen, Aufdickungen, Flansche möglichst im Flowforming erzeugen. Das spart spanende Nacharbeit und hält Toleranzen.

Fiuka – Fischer & Kaufmann GmbH & Co. KG steht für präzise Kaltumformung mit Technikfokus statt Show. Wir kombinieren Tiefziehverfahren, Flowforming-Kompetenz und Qualitätssicherung nach ISO/TS 16949 zu reproduzierbaren Prozessen für Präzisionsbauteile in der Serienfertigung. Kurze Wege, saubere Daten, termingerechte Lieferung – partnerschaftlich und lösungsorientiert.

Weitere interessante Informationen zum Thema finden Sie in den folgenden Quellen:

Kaltumformung

Weitere interessante Beiträge

Cold forming of high-strength steels and aluminium: opportunities and limits in lightweight construction

Forward vs. reverse flowforming: the right process choice for seamless precision tubes

Fischer & Kaufmann GmbH & Co. KG
Fischer & Kaufmann GmbH & Co. KG

Your conversation with FIUKA

Personalised. Direct. Personalised.

Book your preferred date and talk to us about your project.